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Anschnitte
der museumspädagogischen Forschung
Quelle:
Sachsens Museen, Mitteilungen
der Sächsischen
Landesstelle für Museumswesen, Nr. 1 / 2018, S. 66-76
Arnold-Vogt-Preis
Zwölf
Auslobungen, zehn ausgezeichnete Schriften,
drei
Buchveröffentlichungen, ein 65. Geburtstag
Arnold Vogt (1952-2004)
zählte zu den profiliertesten Museumspädagogen Deutschlands:
als Professor am Studiengang Museologie der Hochschule für Technik,
Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig), als Gründungsmitglied
des AKMPO, des heutigen Länderverbands Museumspädagogik Ostdeutschland,
und des Arbeitskreises Museumspädagogik in der Konferenz für
Geschichtsdidaktik sowie als Forscher mit zahlreichen Publikationen.1
Er ist der Namenspatron der einzigen Auszeichnung für deutschsprachige
Qualifikationsschriften über personale Vermittlung in Museen oder
Gedenkstätten, des Arnold-Vogt-Preises für Museumspädagogik.
Arnold Vogt wäre 2017 mit 65 Jahren in den Ruhestand verabschiedet
worden; dieses nicht mehr erlebte Datum in der Berufstätigkeit des
Namenspatrons bietet einen Anstoß, neben der jüngsten Preisverleihung
im November 2016 auf den Ertrag von zwölf Ausschreibungen dieser Auszeichnung
zurückzublicken und mit diesem Sachstandsbericht den Entwicklungsstand
der museumspädagogischen Forschung zu konturieren.
Der erste Förderpreis
für museumspädagogische Untersuchungen
Nachdem Arnold Vogt überraschend
während der Vorlesungszeit des Wintersemesters 2004/05 verstorben
war, hatten die Hinterbliebenen die Idee, zum Gedenken ein Stipendium für
Museologie-Studierende der HTWK Leipzig auszureichen. Gemeinsame Diskussionen
entwickelten daraus einen wettbewerblichen Vergleich museumspädagogischer
Studien, über die Grenzen Leipzigs hinaus. Spenden aus Vogts Nachlass
ermöglichten der HTWK Leipzig, den »Arnold-VogtPreis für
Museumspädagogik« 2006 erstmals auszuloben und mit 1.000 Euro
zu dotieren. Mit der Organisation wurde der Autor dieses Beitrags beauftragt,
als Jury betätigen sich mit ihm Vogts Nachfolgerin Gisela Weiß
und der Spender Alois Verheyen. Sieben Bewerbungen 2006, acht im Folgejahr
von Lüneburg bis Karlsruhe, von Frankfurt am Main bis Dresden ermutigten
zur unbefristeten Fortführung. Die Finanzierung gewährleistet
nun die 2007 aus Vogts Nachlass errichtete selbstständige Stiftung_A.
Grundgedanke war und ist,
über den Tellerrand der Leipziger Museologie hinauszuschauen, neue
Gedanken auch aus anderen Hochschulen kennenzulernen und die Leipziger
Studierenden damit bekannt zu machen. Die Preisträgerinnen und Preisträger
kommen nicht nur zur Preisverleihung nach Leipzig, sondern sind aufgefordert,
ihre Schrift mit Museologie-Studierenden, dem Fakultätskollegium und
der Fachöffentlichkeit im Rahmen einer öffentlichen Hochschulveranstaltung
zu diskutieren. Rasch hatte dieses neue Ereignis einen festen Platz im
Fakultätskalender; der Dekan der Fakultät Medien — dieses Amt
bekleidet während der gesamten Berichtszeit Prof. Dr.-Ing. Uwe Kulisch
— war gern bereit, jeweils die Urkunde (und den diskreten Hinweis auf die
Überweisung des Preisgeldes) persönlich in dieser Feststunde
zu überreichen. Das anschließende Abendessen im kleineren Kreis
entwickelte sich zu einer Art akademischer Familienfeier, zu der alle bisherigen
Preisträgerinnen und Preisträger eingeladen sind. 2012 war mit
Prof. Thomas Sieber, Zürich, erstmals der Mentor einer preisgekrönten
Arbeit dabei — das Modewort Vernetzung erhält so eine angenehme Verwirklichung
für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Museumspädagogik.
Die bisherigen Preisträgerinnen
und Preisträger des Arnold-Vogt-Preises sind:
2006: Carola Marx
Promotion in Kommunikations-,
Informationswissenschaft, FU Berlin, mit der Arbeit »Fremdsprachendidaktik
und Museumspädagogik. Empirische Untersuchungen am Beispiel von Kunstmuseen«
2007: Dagmar Wunderlich
Magister in Kulturwissenschaft,
HU Berlin, mit der Arbeit »Machen Museen >Lust auf Kultur<? Kulturelle
Bildung für Jugendliche im Museum«
2008: Christian Bies
Magister in Erziehungswissenschaft,
Universität Leipzig, mit der Arbeit »Das Museum als Lern- und
Erfahrungsort — explorative Studie zur ziel-gruppenorientierten pädagogischen
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Leipziger Galerie für Zeitgenössische
Kunst«
2009: Mila Rümpler-Wenk
Diplom in Erziehungswissenschaft,
Universität Lüneburg, mit der Arbeit »Kinder im Museum:
Möglichkeiten und Grenzen der frühkindlichen Bildung am Beispiel
museumspädagogischer Angebote im Schwedenspeicher-Museum Stade«
2011: Esther Gajek
Promotion in Vergleichender
Kulturwissenschaft/Volkskunde, Universität Regensburg, mit der Arbeit
»Seniorenprogramme an Museen. Eine ethnographische Annäherung
an die Diversität der Erfahrungen der Teilnehmer«
2012: Pia Luisa Schoof
1. Staatsexamen Grundstufe,
Universität Hamburg, mit der Arbeit »Museumspädagogik und
Kunstvermittlung«
und Laura Hilti
Master in Art Education,
Zürcher Hochschule der Künste, mit der Arbeit »Das Museum
als sozialer Raum«
2013: Dr. Claudia Rütsche
Diplom im Nachdiplomstudiengang
Psychologische Gesprächsführung und Beratung, Universität
Zürich, mit der Arbeit »Den Museumsbesuch als persönliche
Begegnung gestalten. Psychologische Gesprächssituationen in der Museumspädagogik
und die Bedeutung von Empathie und Beziehung«
2014: Fabian Hofmann
Promotion in Kunstpädagogik,
Universität Frankfurt am Main, mit der Arbeit »Kunst-Pädagogik,
Kunst-Aneignung, Kunst-Vermittlung. Fallspezifische empirische Untersuchungen
zu zwei Schulklassen und einer Kita-Gruppe in Kunstausstellungen«.
Die zwölfte Auslobung,
die zehnte preisgekrönte Schrift:
der Arnold-Vogt-Preis
für Museumspädagogik 2016
Bei den zwölf Auslobungen
befand die Jury dreimal keine Einsendung für preiswürdig (2010,
2015, 2017); da 2012 der Preis hälftig zwei Examensarbeiten zugesprochen
wurde, kommen in diesen zwölf Jahren bei neun stattgefundenen Preisverleihungen
zehn preisgekrönte Schriften zusammen. Zur bislang letzten Preisverleihung
sichtete die Jury 2016 acht Bewerbungen – von Augsburg bis Marburg, von
Freiburg bis Merseburg. Die Jury entschied einstimmig, den Arnold-Vogt-Preis
2016 an Antje Bredemann B.A. zu vergeben, die im Sommer 2016 den Bachelorstudiengang
Museologie an der HTWK Leipzig erfolgreich abgeschlossen hatte.
Frau Bredemann setzt zwei
neue Akzente in dieser Prämierung. Ihre Bachelorarbeit ist von Anbeginn
des Preises die erste und bislang einzige »hausinterne« Bewerbung
um den Arnold-Vogt-Preis. Während die bisher preisgekrönten Hochschulschriften
bestimmte Lehr-Lern-Situationen in Museen oder einzelne museumspädagogische
Zielgruppen in den Blick nahmen, gilt hier das Interesse der ausübenden
Berufsgruppe, genauer den Auffassungen von deren Arbeitgebenden.
Um darin Einblicke zu gewinnen,
analysiert diese Bachelorarbeit die Texte einschlägiger Stellenanzeigen;
als Datengrundlage stellte der Deutsche Museumsbund alle zwischen 2005
und 2014 in dessen Online-Jobbörse erschienenen Inserate zur Verfügung.
Das Aufgabengebiet Museumspädagogik und dessen Personalbestand ist
in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich und deutlich gewachsen, gleichwohl
fehlen nähere Kenntnisse: Bislang gibt es
nur quantitative Erhebungen zur Menge des museumspädagogischen Personals
in Deutschland und zur wirtschaftlichen Lage (über die tariflichen
Stellenbewertungen bzw. über die Outsourcing-Menge in Form von Honorarverträgen).
Unbekannt war, welche Kenntnisse und Fähigkeiten die Arbeitgebenden
von ihren museumspädagogischen Kräften erwarten, was als Qualifikation,
als Berufserfahrung oder als »Soft Skills« mitgebracht werden
soll.
Die Bachelorarbeit mit dem
Titel »Das Tätigkeitsfeld der Museumspädagogik im Spiegel
von Stellenanzeigen: Anforderungen und Anerkennung« füllt erstmals
diese Wissenslücke aus, stellt auch die Beziehung zu den angebotenen
Arbeitsentgelten her. Die Jury hob besonders hervor, dass die Autorin Aspekt
für Aspekt konsequent abschreitet, als zweite Untersuchungsebene die
Einzelfaktoren miteinander in Beziehung setzt und jeden Darstellungsabschnitt
mit zweckmäßigen Grafiken veranschaulicht. Am 28. November 2016
stellte Frau Bredemann ihre Untersuchung in einem öffentlichen Vortrag
zur Diskussion. Bei dieser Gelegenheit überreichte ihr der Dekan der
Fakultät Medien, Prof. Dr.-Ing. Uwe Kulisch, die Urkunde zum Arnold-Vogt-Preis
2016.
Bewerbungen als Spiegelbild
museumspädagogischer Forschung
Die zehn preisgekrönten
Examensarbeiten machen augenfällig, dass eine Befürchtung aus
der Entwicklungsphase (und bis heute bei manchen Studierenden) keine Grundlage
hat: Es ist nicht einfach, bei der Beurteilung der Einsendungen stets im
Blick zu behalten, dass sehr unterschiedliche Leistungsniveaus, Erfahrungen
im wissenschaftlichen Arbeiten und prüfungsrechtlich zulässige
Bearbeitungszeiten nebeneinandertreten; im Ergebnis ist es aber keineswegs
so, dass der höhere Anspruch, die unbegrenzte Bearbeitungszeit und
die Studienerfahrung, die in der Natur einer Dissertation liegen, dazu
führen, dass Bewerbungen mit anderen Abschlussarbeiten von den jeweils
eingereichten Doktorarbeiten auf aussichtslose Plätze verwiesen würden:
Drei Dissertationen wurden ausgezeichnet, dreimal lagen keine Doktorarbeiten
vor (2007, 2008, 2013), sodass sich in diesen Vergleichen dreimal Bachelor-,
Master-, Diplom oder Staatsexamensarbeiten gegen Dissertationen behaupten
konnten.
Bei sachlicher Betrachtung
ist das nicht ungewöhnlich, schließlich bietet nicht jede Dissertation
einen nennenswerten Forschungsertrag. Davon abgesehen, müssen bei
einem Selbstbewertungsverfahren nicht zwingend hochrangige Forschungsleistungen
gegeneinander antreten, da die individuelle Selbsteinschätzung der
Autorinnen und Autoren sowie der finanzielle Anreiz des Preisgeldes das
Bewerbungsfeld beeinflussen.
Dass nur jede dritte preisgekrönte
Schrift eine Dissertation ist, könnte auch so gedeutet werden, dass
museumspädagogische Themen seltener für Doktorprüfungen
als für vorangehende Abschlüsse ausgewählt werden; in diese
Richtung weist auch das gänzliche Fehlen von Habilitationsschriften.
Tatsächlich decken die mit den Bewerbungsschriften erreichten Abschlüsse
die ganze Bandbreite akademischer Grade ab, wobei Promotionen eine der
Minderheitsgruppen sind: Bachelor (9), Fachhochschul-Diplom (4), Staatsexamen
(6), Magister (17), Master (23), Kunsthochschul- oder Universitäts-Diplom
(4), Promotion (6), Weiterbildungsprogramme (2).
Bedauerlicherweise liefert
der Katalog der Deutschen Nationalbibliothek bei Kombination des Schlagworts
»Museumspädagogik« mit dem Hochschulschriftenvermerk »Dissertation«
nur drei verschiedene Schriften aus den Jahren 2015 und 2016, was mit den
Bewerbungen um den Arnold-Vogt-Preis nicht übereinstimmt. Eine aus
anderem Anlass 2014 im selben Katalog unternommene Recherche mit den Schlagwörtern
»Museum« und/oder »Museumswissenschaft« fand insgesamt
146 Dissertationen und zwei Habilitationen auf, die zwischen 1987 und 2011
an deutschen Hochschulen angenommen wurden (ohne 21 Abhandlungen zu Sammlungsbeständen).2
Hierunter sind immerhin 15 Dissertationen zu museumspädagogischen
Themen, keine Habilitationen — die These ist also berechtigt, dass Museumspädagogik
ein eher seltenes Thema für höherrangige Hochschulschriften ist.
Für Qualifikationsschriften
allgemein schaut es mit 77 Bewerbungen in zwölf Jahren nicht viel
besser aus. An Bekanntheit mangelt es nicht: Die 46 vertretenen Hochschulen
verteilen sich auf nahezu den gesamten deutschen Sprachraum, auch wenn
die Deutschschweiz und Österreich (je drei Hochschulen) schwächere
Beteiligung aufweisen. Nur drei deutsche Bundesländer sind bislang
nicht vertreten: Brandenburg, Rheinland-Pfalz und das Saarland; die vier
Länder mit je einer Bewerbung sind angesichts ihrer begrenzten Anzahl
an Hochschulen unauffällig (Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein,
Thüringen). Spitzenreiter ist Berlin (14 Bewerbungen aus vier Hochschulen),
gefolgt von Bayern (neun aus sieben), Nordrhein-Westfalen (acht aus sechs)
und Niedersachsen (sieben aus vier). Sachsen als Sitzland der auslobenden
Hochschule spielt mit sechs Bewerbungen eine weniger herausragende Rolle,
als man wegen der engeren Kontakte im Nahraum vermuten möchte (sechs
Bewerbungen aus vier Hochschulen; die auslobende HTWK ist nur mit einer
einzigen Bewerbung beteiligt). Ungleichgewichte in Mitteldeutschland erklärt
die unterschiedliche Hochschuldichte in den drei Ländern (sechs Bewerbungen
aus Sachsen, drei aus Sachsen-Anhalt, eine Bewerbung aus Thüringen).
Gewisse örtliche Konzentrationen deuten nach dem ungeschlagenen Stadtstaat
Berlin auch sechs Bewerbungen aus zwei Hochschulen in Zürich an.
Alle Hochschultypen sind
dabei: 26 Universitäten (49 Bewerbungen), fünf Kunsthochschulen
(zehn Bewerbungen), sieben Fachhochschulen (neun Bewerbungen), vier Pädagogische
Hochschulen (vier Bewerbungen), zwei Musikhochschulen (zwei Bewerbungen)
und zwei sonstige Institutionen (Weiterbildungshochschulen, mit ebenso
vielen Bewerbungen). Die große Anzahl der Hochschulen steht für
eine räumliche Streuung der Bewerbungen, weniger für deren Konzentration
an einzelnen Hochschulen. Spitzenreiter sind die Freie Universität
Berlin mit sieben und die Zürcher Hochschule der Künste mit fünf
Bewerbungen, gefolgt von der Universität Frankfurt am Main (4), der
Humboldt-Universität zu Berlin sowie den Universitäten Hamburg,
Leipzig und Münster (je 3). Die größte Gruppe sind allerdings
die dreißig Hochschulen, aus denen in zwölf Jahren nur je eine
Bewerbung eintraf.
Der Streuung über eine
große Menge von Hochschulen und quer über alle Hochschultypen
entspricht die Vielfalt der mit den Bewerbungsschriften abgeschlossenen
Studiengänge — beginnend mit der überraschenden Feststellung,
dass es zwar Studienangebote gibt, die explizit Museumspädagogik heißen
(Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken, und — zurzeit
ruhend — Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd), aber
dass von dort keine Bewerbungen eingingen. Zieht man Begriffe heran, die
— zumindest in den Internetpräsenzen der betreffenden Institute —
als Oberbegriffe zu Museumspädagogik fungieren (Kulturpädagogik,
Medienpädagogik), zeigen sich zwar Bewerbungen, aber nur wenige aus
(zu) wenigen Hochschulen.
Verwendet man den allgemeineren
Dachbegriff Pädagogik, schält sich mit der Hälfte der Einsendungen
die beherrschende Fächergruppe heraus (39 von 77 Bewerbungen), die
allerdings in sich stark fraktioniert ist in Kunstpädagogik (11),
Haupt- oder Monofach Pädagogik (9), Lehrämter (6), Kultur- und/oder
Medienpädagogik (5), Sozialpädagogik (4), Geschichtsdidaktik
(3), Musikpädagogik (1): Museumspädagogik ist nicht nur eine
Sonderpädagogik, sondern ihrerseits auch eines von mehreren Anwendungsgebieten
der Erziehungswissenschaft an sich und anderer Sonderpädagogiken.
Die zweite Hälfte (38
Bewerbungen) lässt sich in mehrere grobe Gruppen unterteilen: in der
Museumsarbeit vertretene Geisteswissenschaften (Europäische Ethnologie/Volkskunde
mit sechs, Geschichtswissenschaft mit vier, Ethnologie und Kunstgeschichte
mit je zwei Bewerbungen, Ur- und Frühgeschichte mit einer Bewerbung),
das Feld des Kulturmanagements in weiterem Sinn (Kulturmanagement mit vier,
Kulturwissenschaft mit drei, Kommunikationsmanagement mit zwei Bewerbungen),
Kommunikationswissenschaft (mit vier Bewerbungen), unmittelbar museumsbezogene
Studiengänge (Museologie, Museumskunde, »Museum und Ausstellung«
mit je einer Bewerbung) sowie eine zusammenhanglose Restgruppe sonstiger
Studiengänge (Kunst im Kontext mit zwei Bewerbungen, Politologie und
Psychologie mit je einer Bewerbung). Mehrere Bewerbungen je Studienfach
entstehen überwiegend durch Bewerbungen aus verschiedenen Hochschulen;
so ist bei Europäische Ethnologie/Volkskunde nur Tübingen zweimal
vertreten, die restlichen vier Bewerbungen kommen aus Bamberg, Freiburg
im Breisgau, Jena und Regensburg. Ein erhöhtes Interesse an Museumspädagogik
in einem einzelnen Institut deuten nur die Kunstpädagogik (Art Education)
der Zürcher Hochschule der Künste (fünf der elf kunsterzieherischen
Bewerbungen kommen von dort), die Kommunikationswissenschaft (alle vier
Bewerbungen aus der Freien Universität Berlin) und die Lehramtsstudiengänge
(drei von sechs Bewerbungen aus der Universität Hamburg) an.
Bemerkenswert, aber schwer
interpretierbar ist der Sachverhalt, dass zwar ähnlich viele Hochschuleinrichtungen
für Kunsterziehung und Geschichtsdidaktik existieren, aber beim Arnold-Vogt-Preis
die Kunsterziehung deutlich besser vertreten ist als die Geschichtsdidaktik.
Die museumsrelevanten Geisteswissenschaften, die in der Berufspraxis —
nicht nur bei der wissenschaftlichen Arbeit und der Museumsleitung, sondern
auch in der Museumspädagogik — eine große Rolle spielen, erbringen
gemeinsam nur 15 Bewerbungen.
Dieses magere und zugleich
stark fragmentierte Bild ist noch etwas zu positiv gezeichnet: Die Gesamtzahl
von 77 Bewerbungen ergibt sich aus allen zugelassenen Bewerbungen; der
Juryvorsitzende hat in den zwölf Jahren nur wenige Bewerbungen zurückgewiesen,
die der Ausschreibung in keiner Weise entsprechen (z. B. eine künstlerische
Arbeit oder Abhandlungen, die nicht in die Kategorie der akademischen Examensarbeiten
fallen). Die nähere Prüfung der eingesendeten Schriften durch
die Jury ergab allerdings, dass immer wieder Bewerbungen eingesendet werden,
die, nach vollständiger Lektüre beurteilt, dem Profil des Arnold-VogtPreises
kaum entsprechen, da sie sich auf »personale Vermittlung in Museen
oder Gedenkstätten« nur marginal oder gar nicht beziehen. Ein
Drittel aller Bewerbungen (26 von 77) fällt darunter. Wenn man diese
Hochschulschriften grob klassifiziert, treten 15 Schriften, die sich auf
Ausstellungen beziehen, als größte Gruppe heraus; im Detail
geht es um die Bandbreite vom inhaltlichen Ausstellungskonzept und dem
Kuratieren von Kunstpräsentationen über Ausstellungsdesign/ Szenografie,
Ausstellungs-Publikumsforschung und qualitative Evaluation bis zur wissenschaftlichen
Ausstellungsanalyse. Die übrigen Themen streuen breit, von museologischer
Theorie, Museumsgeschichte oder der Vorstellung eines Museumstyps bis zur
Analyse der Forschungsarbeit eines Museums oder zu digitalen Vermittlungsformaten.
Zwei Hochschulschriften beziehen sich noch nicht einmal auf Museen, geschweige
denn auf Museumspädagogik (Evaluation eines Mahnmals, Erinnerungskultur
einer Nation).
Diese große Menge an
letztlich verfehlten Bewerbungen lässt sich mit oberflächlichem
Informationsverhalten erklären: Der Preis trägt das Wort »Museumspädagogik«
im Namen, das Aushangblatt für Hochschulinstitute und der Auslobungstext
titeln mit »Förderpreis für Hochschulschriften zur personalen
Bildungsarbeit in Museen oder Gedenkstätten«. Anscheinend interpretieren
manche Interessierten den geforderten Bezug auf personale Vermittlung sehr
großzügig; der Auslobungstext kündigt eine »Auszeichnung
für praxisrelevante, innovative Forschungsergebnisse zur Bildungsarbeit
in Museen und Gedenkstätten« an, was ähnlich überdehnt
verstanden wird. Ein anderer Interpretationsansatz vermutet bei den Bewerberinnen
und Bewerbern die Meinung, dass marginale Bezugnahmen für eine Prämierung
ausreichen könnten oder dass die grundsätzliche Beziehung zwischen
Museumspädagogik und Ausstellungen hinreiche, Untersuchungen einzusenden,
die sich ausschließlich mit Ausstellungen befassen.
Die bereits vorgestellten
Analysen der Bewerbungen sollen hier nicht für die »ernsthaft«
mit Museumspädagogik befassten Studien wiederholt werden, da die Streuung
der bezugsarmen oder bezugslosen Bewerbungen keine Auffälligkeit gegenüber
den vorgetragenen Befunden hat: So gibt es auf der Grundlage der 51 »tatsächlich
einschlägigen« Bewerbungen nur ein Bundesland mehr, aus dem
keine Bewerbung eintraf (Schleswig-Holstein); andererseits geht bei einigen
Hochschulen mit mehreren Bewerbungen die Anzahl der berücksichtigten
Hochschulschriften zurück — am deutlichsten bei der Freien Universität
Berlin: von sieben auf eins —, sodass der Streuung in der Breite noch weniger
Konzentration an einem Ort gegenübersteht. Berlin verliert seine herausragende
Position, ohne dass sich die Menge der betroffenen Hochschulen reduziert
(in der überarbeiteten Auszählung sechs statt 14 Bewerbungen
aus unverändert vier Hochschulen).
Bemerkenswerter erscheint,
dass die Menge der zu beurteilenden Hochschulschriften weiter abnimmt auf
durchschnittlich nur 4,25 Bewerbungen pro Jahr; die schwankenden jährlichen
Bewerbungsmengen reduzieren sich unterschiedlich, da die Menge der bezugsarmen
oder bezugslosen Bewerbungen ihrerseits schwankt: In drei Jahren entsprach
jede Bewerbung den Auslobungskriterien, in zwei Jahren tat es die Mehrheit
nicht, darunter 2017: Hier entsprach keine der vier Bewerbungen den Auslobungskriterien.
Eine Schriftenreihe als
zweite Förderstrecke
Schon die ersten Jahrgänge
des Arnold-Vogt-Preises signalisierten ein unter verschiedenen Disziplinen
aufgeteiltes, diskontinuierliches Forschungsfeld mit geringer Außenwirkung.
Von den ausgezeichneten Schriften sind nur die Dissertationen durch die
in den deutschen Promotionsordnungen angeordnete Veröffentlichungspflicht
der interessierten Fachöffentlichkeit zugänglich.3
Die fördernde Stiftung_A hatte deswegen den Eindruck, mit der Finanzierung
des Arnold-Vogt-Preises zwar ein gutes Signal zu setzen, aber kaum an einen
nachhaltigen Ertrag zu gelangen.
Die Ausschreibungsformel,
dass »praxisrelevante, innovative Forschungsergebnisse« ausgezeichnet
werden, erfüllt sich kaum, wenn eine praxisrelevante Untersuchung
identifiziert, aber der museumspädagogischen Praxis nicht bekannt
wird. Andererseits enthalten Qualifikationsarbeiten unterhalb des Niveaus
von Dissertationen Methodendiskussionen und Begriffsklärungen, die
im Prüfungszusammenhang notwendig sind, eine informierte Leserschaft
aber unterfordern; folglich schienen (überarbeitete) Publikationen
der ausgezeichneten Schriften wünschenswert.
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Ausgewählte Buchtitel
der Schriftenreihe Vogtensien
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Impulse für die Museumspädagogik |
Die vielfältige Struktur
der Fakultät Medien bot besondere Möglichkeiten, diesen Gedanken
näher zu prüfen. Projekte im Masterstudiengang Verlags- und Handelsmanagement
der HTWK Leipzig analysierten die Idee eines studentischen Projektverlags
für den Arnold-Vogt-Preis, empfahlen im Ergebnis einhellig die professionelle
Lösung mit einem kommerziellen Verlag. Angesichts des in der Mediennutzung
vergleichsweise konservativen Umfelds – Geisteswissenschaften haben eine
unveränderte Nähe zum gedruckten Buch, für Museumsfachleute
mag das zähe Fortleben analoger Aufzeichnungsmedien in der Dokumentation
ein Hinweis sein – fiel die Entscheidung zugunsten einer physischen, keiner
elektronischen Buchreihe.
Die fraktionierte Wahrnehmung
verlangte eine fachliche Verortung der Publikationsidee, ohne sich auf
einzelne Geisteswissenschaften oder Fachdidaktiken festzulegen; dies geschah
zugunsten des Dachthemas Museum in der Annahme, dass dort mehr Aufmerksamkeit
für derartige Titel zu finden ist als in erziehungswissenschaftlichen
Umfeldern. Herstellungskostenzuschüsse sind Ausgangspunkt jedes Verlagsinteresses,
denn schon das Museumswesen allgemein beweist sich selten als tragfähiger
Buch-Absatzmarkt. Grundlagen waren deswegen der Förderwille und die
Ertragsaussichten der Stiftung_A. Es überraschte, dass zwei einschlägige
Verlage glatt ablehnten; ein weiterer Verlag deutete mit einer extremen
Zuschusserwartung Desinteresse an. Nur eine Erläuterung war erhältlich;
dort entsprach die gewollte Offenheit des Arnold-Vogt-Preises nicht den
Qualitätsvorstellungen des Verlags, der Examensarbeiten unter Promotionsniveau
mangelnde Eignung für ein Fachpublikum unterstellt. Den Zuschlag erhielt
nach der Höhe des erwarteten Zuschusses, der Transparenz dieser Forderung
und der Bearbeitungsgeschwindigkeit der Anfrage der Verlag BibSpider, Berlin
– ein auf Bibliothekswissenschaft, Archive (einschließlich »Historischer
Bildungsarbeit«) und Museen konzentrierter Kleinverlag.
Die Flexibilität der
Verlegerin, Dr. Walburga Lösch, gestattete, ein weiteres studentisches
Element einzubinden: Die typografische Gestaltung und den Einbandentwurf
der Buchreihe nahm Prof. Christian Ide als Prüfungsaufgabe im Bachelorstudiengang
Buch- und Medienproduktion der HTWK Leipzig an. In einem marktnahen Studiengang
sind kleine Preisgelder als Stimulus nicht unüblich; Fördergelder
der Stiftung_A ebneten auch diesen Weg. Verlag, Stiftungsvorstand und Juryvorsitz
sichteten gemeinsam mit Prof. Ide die Ergebnisse; es überzeugte der
Entwurf von Katharina Seifert.
Als Reihentitel wurde »Vogtensien
— Impulse für die Museumspädagogik« erfunden. Pünktlich
zur Preisverleihung 2012 — und in Erinnerung an den 60. Geburtstag von
Arnold Vogt — lag der erste Band der neuen Schriftenreihe vor 4,
im Herbst 2013 der zweite.5
Beide Bücher sind in Kleinauflage erschienen und noch lieferbar, obschon
Stiftung_A durch bei ihr abrufbare Buchgeschenke an Fachbibliotheken oder
Studierende zusätzliche Anstrengungen zur Verbreitung unternimmt.
Ende 2017 ist Band 3/4 erschienen. Die Zählung als Doppelband deutet
an, dass zwei ausgezeichnete Untersuchungen gemeinsam veröffentlicht
werden, diejenigen von Antje Bredemann und Claudia Rütsche.6
Die komplexe Realität
einer museumspädagogischen Schriftenreihe
Anstelle der naiven Logik,
dass binnen Kurzem ein Rhythmus entstehe (jährlich eine Preisverleihung,
bei der zugleich die Buchveröffentlichung der im letzten Jahr ausgezeichneten
Schrift vorgestellt wird), erweist sich die Schriftenreihe als schwerblütiges
Geschäft: Obschon der Auslobungstext des Arnold-Vogt-Preises seit
Existenz der »Vogtensien« auf die mit dem Preis verbundene
Schriftenreihe hinweist, haben sich Promovenden teils schon vorher für
eine anderweitige Publikation entschieden, teils versprechen sie sich mehr
Resonanz von einer Veröffentlichung in einem ihnen fachlich näher
liegenden Umfeld. Das ist nicht zu kritisieren, beruht auch auf akademischen
Traditionen (etliche Hochschulinstitute haben hauseigene Schriftenreihen)
und auf dem Wettbewerb im Buchmarkt (die »Vogtensien« konkurrieren
mit anderen Schriftenreihen).
Den Gedankenanstoß
lieferten die neben den Dissertationen ausgezeichneten Hochschulschriften.
Dieses Segment zeigt weitere Besonderheiten, die der Kontinuität der
Reihe zum Nachteil gereichen: Es entstehen inzwischen gewollt pointierte,
knappe Examensarbeiten (insbesondere, aber nicht nur in Weiterbildungs
- Studiengängen), die sich als Buchveröffentlichung allein wegen
des begrenzten Umfangs nicht eignen. Es ist nicht unüblich, eine erste
Examensarbeit als Ausgangspunkt einer erweiterten oder vertieften Untersuchung
für den nächsten akademischen Grad zu nutzen; verständlicherweise
möchten diese Preisträgerinnen und Preisträger das Erstlingswerk
nicht veröffentlichen.
Nicht zuletzt ergeben sich
unüberwindliche Hürden aus dem Überarbeitungsbedarf: Es
erscheint nicht nur für die Leserinnen und Leser eine Zumutung, Fachbücher
zu veröffentlichen, die bei (nicht immer aktuellen) Definitionen von
Museum und Museumspädagogik beginnen, sondern auch als ungerecht gegenüber
diesem wissenschaftlichen Nachwuchs, deren Examensarbeiten zu veröffentlichen,
ohne zuvor manche fehlenden Argumente und Literaturverweise nachzuarbeiten
oder Lücken, die bei festliegenden Prüfungsfristen bleiben müssen,
zu füllen. Bearbeitungsvorschläge und Hilfestellungen des Herausgebers
können nicht bis zur Ergänzung von Forschungsdaten reichen, entheben
andererseits nicht von der Pflicht, eingebrachte Korrekturen mit der Autorin,
dem Autor abzustimmen. Hier setzt nicht der wirtschaftlich abgesicherte
Hochschullehrer Grenzen, sondern die Lebensrealität von jungen Menschen
am Berufsanfang oder in einem anspruchsvollen weiterführenden Studium.
Kurz gesagt: Nicht jede preisgekrönte Schrift gelangt zwischen Buchdeckel,
obwohl die finanzierende Stiftung und die auslobende Hochschule viele Wege
ebnen.
Ausblick
Die speziellen Schwierigkeiten
des kleinen Forschungsfelds Museumspädagogik waren auch zuvor bekannt,
zeigen sich nun aber in scharfer Kontur. Eine wissenschaftliche »Community«
existiert wohl nur insofern, wie es Ausübende des Berufs gibt, für
die mehrere deutsche Organisationsstrukturen nebeneinander stehen: Der
Bundesverband Museumspädagogik mit seinen Landesverbänden, im
Deutschen Museumsbund der Arbeitskreis »Bildung und Vermittlung«
und die (über die gängige ICOM-Definition von Museum hinaus weitere
Institutionen umfassende) Gedenkstättenpädagogik. Eine akademische
Verortung im Sinn von Instituten oder fachlich nahestehenden Hochschulen
fehlt, wie die breite geografische Streuung und die Vereinzelung der Bewerbungen
je Hochschule deutlich zeigen. Nicht von ungefähr gibt es seit Jahren
deutschlandweit nur drei Professuren für Museumspädagogik 7,
von denen bisher nur jene an der HTWK Leipzig Kontinuität über
die Amtszeit eines Stelleninhabers hinaus bewiesen hat.
Eine zusätzliche Hürde
ergibt sich aus dem, was man »doppelte Sonderpädagogik«
nennen mag: Museumspädagogik kann ein Anwendungsfeld in einem übergeordnet
gedachten Bereich (z. B. Kulturpädagogik), in der Schul- oder Erwachsenenpädagogik
sowie in einer gleichrangigen Sonderpädagogik (z. B. Freizeitpädagogik)
sein; die Selbsteinschätzung der Autorinnen und Autoren, zur Museumspädagogik
beizutragen, trübt sich deswegen möglicherweise genauso ein wie
das diesbezügliche Interesse der Leserinnen und Leser. In diese Richtung
weist die Analyse der Berufswege von Personen, die eine der erwähnten
15 Dissertationen verfasst haben, die einen museumspädagogischen Inhalt
aufweisen und bibliothekarisch das Schlagwort »Museum« und/oder
»Museumswissenschaft« zugeteilt bekamen: Zu acht Personen waren
Lebenswege über Internet-Recherchen nachzuzeichnen. Davon ist nur
eine (freiberuflich) als Museumspädagogin tätig; neben ihr finden
sich zwei Personen auf fachdidaktischen Professuren, drei auf fachdidaktischen
Hochschulstellen und zwei Personen im Schuldienst.8
Die berufliche Position der
zehn Trägerinnen und Träger des Arnold-Vogt-Preises zeigt sich
vorteilhafter (und mag sich noch aufhellen, da ein Bildungsweg noch nicht
abgeschlossen ist) mit zwei hauptberuflichen Museumsbeschäftigten
— einer Abteilungsleiterin für Bildung und Vermittlung und einer Museumsdirektorin
(die allerdings diese Position bereits vor Antritt des Weiterbildungsstudiums
innehatte) — und zwei Selbstständigen (eine freischaffende Museumspädagogin,
eine Ausstellungskuratorin); die Alternativen (je eine erziehungswissenschaftliche
Hochschulprofessur, universitäre Lehrkraftstelle, freiberufliche Tätigkeit
in der Kulturellen Bildung, zweimal Grundschullehramt) wiegen auch hier
die Chancen innerhalb des Museumswesens auf.
Die schwache Resonanz auf
die Auslobungen korrespondiert mit unlösbaren Kommunikationsproblemen,
Personen, die sich selbst nicht in der Museumspädagogik verorten,
sowie Studierenden in kaum zu kennenden Studienzusammenhängen zu erreichen.
Außerdem mögen einschlägige wissenschaftliche Mailinglisten
nicht alljährlich Hinweise auf die Auslobung aufnehmen; die Gelegenheit,
»Aktuelles« auf einschlägigen Webseiten wie der Homepage
des Bundesverbandes Museumspädagogik oder des Gedenkstättenforums
zu posten, war zu Beginn des Arnold-Vogt-Preises eine gängige, ist
inzwischen eine unmodern bis unmöglich gewordene Veröffentlichungsform.
Stiftung_A bietet
kostenlose Erinnerungsmails (seit Juni 2018 nicht mehr) an
— wer einmal auf den Preis aufmerksam wurde, kann sich so an den nächsten
Bewerbungszeitraum erinnern lassen. Der Versand von farbig gedruckten
Aushangblättern an einschlägige Hochschulinstitute steigt jährlich
(durch die Aufnahme neuer Adressen, von denen erstmals eine Bewerbung eintraf);
ohnehin werden fachlich nahestehende Institute (Kunsterziehung, Geschichtsdidaktik,
Museumsstudiengänge) von Anfang an jährlich für ihre Anschlagbretter
versorgt. Die Bewerbungsmengen konnten dadurch nicht gesteigert werden.
Wenn andererseits immer wieder Bewerbungen aus akademischen Zusammenhängen
eintreffen, zu denen weder persönliche Kontakte bestehen noch Versandadressen
für die Aushangblätter gespeichert sind, erscheint es berechtigt
zu behaupten, dass die magere Ausbeute nicht auf mangelnder Kenntnis infrage
kommender Studierender oder auf mangelhafter Öffentlichkeitsarbeit
beruht, sondern auf der problematischen akademischen Lage des Wissensgebiets
selbst.
Offenbar ist die Anzahl für
personale Vermittlung im Museum einschlägiger Hochschulschriften tatsächlich
sehr begrenzt. Ihr punktuelles Auftreten an verschiedensten Hochschulen,
die disperse Lage dieser Hochschulen quer durch den deutschen Sprachraum
sowie die Dominanz unterer und mittlerer Qualifikationsstufen bei den mit
den Hochschulschriften verbundenen Abschlüssen weisen alle in dieselbe
Richtung eines mäßig geschätzten, nirgends kontinuierlich
und ertragreich verfolgten Forschungsfelds: Offensichtlich bearbeitet der
Arnold-Vogt-Preis für Museumspädagogik einen besonders steinigen
geistigen Acker.
» Markus Walz
(1)
Verheyen, Alois: Arnold Vogt (1952-2004), Nestor der Museumspädagogik
[einschl. Schriftenverzeichnis]. In: Wandel der Lernkulturen an Schulen
und Museen. Paradigmenwechsel zwischen Schul- und Museumspädagogik.
Hrsg. Arnold Vogt u. a. Leipzig: Universitätsverlag Leipzig, 2008
(Schriftenreihe des Zentrums für Lehrerbildung und Schulforschung
an der Universität Leipzig; 7), 5.393-402. Zur
Textstelle
(2)
Walz, Markus: Museologische Kenntnisstände in der Hochschullehre.
In: Handbuch Museum. Geschichte, Aufgaben, Perspektiven. Hrsg. Markus Walz.
Stuttgart: Metzler, 2016, 5.382-384. Zur
Textstelle
(3)
Marx, Carola: Fremdsprachendidaktik und Museumspädagogik. Empirische
Untersuchungen am Beispiel Kunstmuseen. Berlin: dissertation.de, 2008;
Esther Gajek: Seniorenprogramme an Museen. Alte Muster— neue Ufer. Münster:
Waxmann, 2013 (Regensburger Schriften zur Volkskunde —vergleichenden Kulturwissenschaft;
25); Fabian Hofmann: Pädagogische Kunstkommunikation zwischen Kunst-Aneignung
und Kunst-Vermittlung. Fallspezifische empirische Untersuchungen zu zwei
Schulklassen und einer Kita-Gruppe in Kunstausstellungen. München:
Kopaed, 2015. Zur Textstelle
(4)
Bies, Christian: Kunstmuseen als Lern- und Erfahrungsorte. Eine Evaluation
museumspädagogischer Arbeit mit Schulklassen zu zeitgenössischer
Kunst. Hrsg. Markus Walz. Berlin: BibSpider, 2012 (Vogtensien — Impulse
für die Museumspädagogik; 1). Zur
Textstelle
(5)
Wunderlich, Dagmar: Museen aus der Perspektive von Jugendlichen. Evaluation
eines Realschulprojekts im Kontext kultureller Bildung. Hrsg. Markus Walz.
Berlin: BibSpider, 2013 (Vogtensien —Impulse für die Museumspädagogik;
2). Zur Textstelle
(6)
Bredemann, Antje/Rütsche, Claudia: Aspekte museumspädagogischer
Arbeit. Zwei Studien zu Personalanforderungen und psychologischen Gesprächssituationen.
Hrsg. Markus Walz. Berlin: BibSpider, 2018 (Vogtensien — Impulse für
die Museumspädagogik; 3/4). Zur
Textstelle
(7)
Grünewald Steiger, Andreas: Information — Wissen — Bildung. Das Museum
als Lernort. In: Handbuch Museum. Geschichte, Aufgaben, Perspektiven. Hrsg.
Markus Walz. Stuttgart: Metzler, 2016, S.278-282, hier: 280. Zur
Textstelle
(8)
Walz, Markus: Museologische Kenntnisstände in der Hochschullehre.
In: Ebenda, 5.382-384, hier: S.383f. Zur
Textstelle
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Sieben Jahre Arnold-Vogt-Preis
.
Quelle:
Bundesverband
Museumspädagogik (Hg.), StandbeinSpielbein.Museumspädagogik
aktuell, Nr.95, April 2013,S.54f
.
Museumspädagogik
als Thema von Hochschulschriften
Markus Walz
.
Arnold Vogt (1952-2004)
zählte zu den profiliertesten Museumspädagogen Deutschlands:
als Professor am Studiengang Museologie der Hochschule für Technik,
Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig), als Gründungsmitglied
des AKMPO und des Arbeitskreises Museumspädagogik in der Konferenz
für Geschichtsdidaktik sowie als Forscher mit zahlreichen Publikationen.1
Die Idee der Hinterbliebenen, zum Gedenken ein Stipendium für Studierende
auszureichen, führte zu einem Preis für deutschsprachige Qualifikationsschriften
über personale Vermittlung in Museen oder Gedenkstätten.
.
Der erste Förderpreis
für museumspädagogische Untersuchungen
.
Spenden aus Vogts Nachlass
ermöglichten der HTWK Leipzig, den „Arnold-Vogt-Preis für Museumspädagogik"
2006 erstmals auszuloben und mit 1.000 Euro zu dotieren. Mit der Organisation
wurde der Autor dieses Beitrags beauftragt, als Jury betätigen sich
mit ihm Vogts Nachfolgerin, Gisela Weiß, und der Spender Alois Verheyen.
Sieben Bewerbungen 2006, acht im Folgejahr von Lüneburg bis Karlsruhe,
von Frankfurt a.M. bis Dresden ermutigten zur unbefristeten Fortführung.
Die Finanzierung gewährleistet nun die 2007 aus Vogts Nachlass errichtete
selbständige Stiftung_A.
.
Der Arnold-Vogt-Preis hat
einen festen Platz im Fakultätskalender: Die Preistragenden kommen
nach Leipzig, um ihre Schrift mit Museologie-Studierenden, dem Fakultätskollegium
und der Fachöffentlichkeit zu diskutieren; das anschließende
Abendessen im kleineren Kreis entwickelte sich zu einer Art akademischer
Familienfeier. 2012 war mit Prof. Thomas Sieber, Zürich, erstmals
der Mentor einer preisgekrönten Arbeit dabei.
.
Die bisherigen Preistragenden
sind: Carola Marx (Promotion in Kommunikations-, Informationswissenschaft,
FU Berlin); Dagmar Wunderlich (Magister in Kulturwissenschaft, HU Berlin);
Christian Bies (Magister in Erziehungswissenschaft, Universität Leipzig);
Mila Rümpler-Wenk (Diplom in Erziehungswissenschaft, Universität
Lüneburg); Esther Gajek (Promotion in Vergleichender Kulturwissenschaft/Volkskunde,
Universität Regensburg); Pia Luisa Schoof (erstes Staatsexamen Grundstufe,
Universität Hamburg); Laura Hilti (Master in Art Education, Zürcher
Hochschule der Künste).
.
Bewerbungen als Spiegelbild
der Forschung
.
Qualifikationsschriften
bilden akademische Moden gut ab — personale Vermittlung in Museen rechnet
mit 48 Bewerbungen in sieben Jahren wohl nicht dazu. An Bekanntheit mangelt
es nicht: Die 32 vertretenen Hochschulen verteilen sich auf die Deutschschweiz,
Österreich und elf deutsche Bundesländer, Spitzenreiter ist Berlin
(elf Bewerbungen aus vier Hochschulen), gefolgt von Bayern (6 aus 5). Alle
Hochschultypen sind dabei: sechzehn Universitäten (mit 31 Bewerbungen),
sieben Kunsthochschulen, fünf Fachhochschulen, drei Pädagogische
Hochschulen; die erreichten Abschlüsse decken die ganze Bandbreite
ab: Bachelor (3), Diplom (7), Staatsexamen (6), Magister (17), Master (9),
Promotion (6).
--54--
.
.
Die unterschiedlichen pädagogischen
Anknüpfungspunkte belegen die Vielfalt erziehungswissenschaftlicher
Studiengänge (27 von 48 Bewerbungen), summiert aus Kunstpädagogik
(9), Haupt- oder Monofach Pädagogik (8), Lehrämter (6), Sozialpädagogik
(3), Kultur- und Medienpädagogik (z). Die restlichen 44 Prozent der
Bewerbungen verteilen sich auf Europäische Ethnologie/ Volkskunde,
Kommunikationswissenschaft, Kulturmanagement (je 4), Kulturwissenschaft,
Kunstgeschichte (je 2), Kunst im Kontext, Geschichte, Museumskunde und
Prähistorie (je 1).
.
Trotz vergleichbarer Anzahl
der Hochschulinstitute ist Kunsterziehung besser vertreten als Geschichtsdidaktik.
Die museumsrelevanten Geisteswissenschaften erbringen gemeinsam nur acht
Bewerbungen. Lokale Museumsaffinität deuten die Kommunikationswissenschaft
(alle aus der Freien Universität Berlin) und die Lehramtsstudiengänge
(3 von 6 aus der Universität Hamburg) an; ein beliebteres Thema schimmert
durch, wenn trotz Ausschluss im Auslobungstext immer wieder Studien über
Ausstellungen oder deren Publikum eintreffen.
.
Eine
Schriftenreihe als zweite Förderstrecke
.
Schon die ersten Bewerbungsjahrgänge
signalisierten ein unter verschiedenen Disziplinen aufgeteiltes, diskontinuierliches
Forschungsfeld. Nur zwei der bislang sieben ausgezeichneten Schriften fanden
den Weg auf den Buchmarkt.2
Qualifikationsarbeiten müssen Methodendiskussionen und Begriffsklärungen
erbringen, was eine informierte Leserschaft unterfordert; umso mehr schienen
(überarbeitete) Publikationen wünschenswert.
.
Die fraktionierte Wahrnehmung
verlangte eine fachliche Verortung der Publikationsidee, ohne sich auf
einzelne Geisteswissenschaften oder Fachdidaktiken festzulegen; dies geschah
zugunsten des Dachthemas Museum in der Annahme, dass dort mehr Aufmerksamkeit
für derartige Titel zu finden ist als in erziehungswissenschaftlichen
Umfeldern. Herstellungskostenzuschüsse sind Ausgangspunkt jeden Verlagsinteresses,
denn schon das Museumswesen allgemein beweist sich selten als tragfähiger
Buch-Absatzmarkt. Grundlagen waren deswegen der Förderwille und die
Ertragsaussichten der Stiftung_A, ohne damit offene Türen zu garantieren:
Drei einschlägige Verlage hatten kein Interesse, diese Reihe aufzunehmen.
Den Zuschlag erhielt nach der Höhe des Zuschusses, der Transparenz
dieser Forderung und der Bearbeitungsgeschwindigkeit der Anfrage der Verlag
BibSpider, Berlin – ein auf Bibliothekswissenschaft, Archive (einschließlich
„Historischer Bildungsarbeit") und Museen konzentrierter Kleinverlag.
.
Die Flexibilität der
Verlegerin, Dr. Walburga Lösch, gestattete, ein weiteres studentisches
Element einzubinden: Die typografische Gestaltung und den Einbandentwurf
der Buchreihe nahm Prof. Christian Ide als Prüfungsaufgabe im Bachelorstudiengang
Buch- und Medienproduktion der HTWK Leipzig an. In einem marktnahen Studiengang
sind kleine Preisgelder als Stimulus nicht unüblich; Fördergelder
der Stiftung_A ebneten auch diesen Weg. Verlag, Stiftungsvorstand und Juryvorsitz
sichteten gemeinsam mit Prof. Ide die Ergebnisse; es überzeugte der
Entwurf von Katharina Seifert.
.
Pünktlich
zur Preisverleihung 2012 lag der erste Band der neuen Schriftenreihe vor.3
Im Herbst 2013 wird der zweite erscheinen,4
der dritte Band ist in Planung. Stiftung_A leistet Starthilfe, indem sie
einen Teil der Auflage erwirbt und in der Reihenfolge der Anfragen an interessierte
Fachleute, Museen und Bibliotheken verschenkt.5
Die Kombination mit der Schriftenreihe soll die Attraktivität des
Arnold-Vogt-Preises und zugleich die Einsicht steigern, dass Bildungsarbeit
im Museum Forschungsgrundlagen hat und weitere benötigt – ganz im
Sinn von Arnold Vogt, der 2012 sechzig Jahre alt geworden wäre.
.
Dr. Dr. Markus Walz
Hochschule für Technik, Wirtschaft
und Kultur Leipzig/ Fakultät Medien
Karl-Liebknecht-Straße 132
04277 Leipzig
..
Markus Walz ist Volkskundler, Professor
für Theoretische und Historische Museologie; zuvor Volontariat im
Landesmuseum Koblenz und Referent im LWL-Museumsamt für Westfalen,
Münster.
.
1
Verheyen, Alois: Arnold Vogt (1952-2004), Nestor der Museumspädagogik.
In: Arnold Vogt u.a. (Hg.): Wandel der Lernkulturen an Schulen und Museen.
Paradigmenwechsel zwischen Schul- und Museumspädagogik. Leipzig: Universitätsverlag,
2008, (Schriftenreihe des Zentrums für Lehrerbildung und Schulforschung
an der Universität Leipzig; 7), 393-402. Zur Textstelle
.
2
Marx, Carola: Fremdsprachendidaktik und Museumspädagogik. Empirische
Untersuchungen am Beispiel Kunstmuseen. Berlin: dissertation.de, 2008 –
Die Dissertation von Esther Gajek erscheint Ende 2013 bei Waxmann, Münster.
Zur
Textstelle
.
3
Bies, Christian: Kunstmuseen als Lern- und Erfahrungsorte. Eine Evaluation
museumspädagogischer Arbeit mit Schulklassen zu zeitgenössischer
Kunst. Berlin: BibSpider, 2012 (Vogtensien – Impulse für die Museumspädagogik;
1) Zur Textstelle
.
4
Wunderlich, Dagmar: Museen aus der Perspektive von Jugendlichen. Evaluation
eines Realschulprojekts im Kontext kultureller Bildung. Berlin: BibSpider,
[erscheint 2013] (Vogtensien – Impulse für die Museumspädagogik;
2)
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5
http://www.stiftung-a.de
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