Neue Wege historischer Bildungsarbeit an Museen.
Zehn Jahre Arbeitskreis Museumspädagogik Ostdeutschland
e.V. - regionale Aspekte
von Arnold Vogt, Leipzig
In den Tagungen, die der Arbeitskreis Museumspädagogik Ostdeutschland
e.V. (AKMPO) über „Museen und Schulen in Sachsen. Perspektiven einer
neuen Partnerschaft" durchführte, im Frühjahr 1999 in Meißen,
sodann 2000 in Leipzig und zuletzt 2001 in Dresden,1
durchweg bildete die historische Bildungsarbeit einen besonderen Schwerpunkt.
Ihm waren gleich mehrere Diskussionsbeiträge gewidmet, so von Bernd
Schönemann,2 Dietmar Klenke,3
Michael Matthes und Michael Kiupel.4
Außerdem gehören dazu - in diesem Heft - die Vorträge von
Dorothee Dennert am Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig und von Jörg
Knoll (in Verbindung mit Karin Hoser) am "Schulmuseum - Werkstatt für
Schulgeschichte Leipzig". Deren unterschiedliche Beiträge bieten Aufschluss
über neue ermutigende Wege historischer Bildungsarbeit an Museen.
Sie kann gelingen unter günstigen Rahmenbedingungen, die eine Museumsausstellung
bietet - nicht zuletzt auch mit curricularen Anknüpfungspunkten.
Das positive Echo zu dieser Tagungsserie über „Museen und Schulen..."
regte zu einer weiteren Veranstaltung an im Herbst 2002 zur Qualifizierung
von Lehr- und Museumskräften in Sachsen. Dies wurde einvernehmlich
auf der Jubiläumsversammlung des AKMPO im Oktober 2001 im Pergamonmuseum
zu Berlin beschlossen. Zur Erinnerung an die Gründung des Verbandes
vor zehn Jahren5 im "Kultursaal" des
Hauses fand dort auch die 12. Mitgliederversammlung statt. Sie bot Gelegenheit
zum Rückblick auf insgesamt über 30 Veranstaltungen von 1991
bis 2001, darüber hinaus auch auf einen erfreulichen Zuwachs in der
persönlichen und institutionellen Mitgliedschaft. Für die künftige
Arbeit wurde ausdrücklich die Brückenfunktion zwischen Forschung,
Theorie und Praxis hervorgehoben, um so zu Förderung und Professionalisierung
der musealen zielgruppenspezifischen Kultur- und Medienarbeit auf regionaler
und überregionaler Ebene beizutragen. In diesem Sinn ist ebenso eine
neue Arbeitstagung am 7. und 8. Juni 2002 in Merseburg vorgesehen über
"Museen in der regionalen Vernetzung. Perspektiven musealer Vermittlungsarbeit".
Über-/ regionale Aspekte sind in der Verbandsarbeit gleichermaßen
von Bedeutung. Dazu bietet die neue Leipziger Satzungsreform die Chance,
die länderübergreifende Struktur des AKMPO durch regionale und
Landes-Arbeitsgemeinschaften zu ergänzen. Darüber hinaus ist
der Arbeitskreis mehrfach in Bundesversammlungen engagiert, so zuletzt
in Weimar' und in Berlin.
In Berlin tagten im Oktober 2001 ca. 160 Museumspädagog/inn/en
über „Zeitzeichen / Leitzeichen. Kommunikation im Museum" auf Einladung
des Bundesverbandes Museumspädagogik e.V. (BVMP) und des AKMPO in
Kooperation mit dem Museumspädagogischen Dienst Berlin, den Besucherdiensten
der Staatlichen Museen zu Berlin und mehreren Berliner Museen. Es sollte
eine Bestandsaufnahme werden über "Museumspädagogik" als Praxis-
und Berufsfeld musealer Kommunikation unter den aktuellen, sehr veränderten
Rahmenbedingungen. Im Vordergrund standen Fragen zum Ausstellungswesen
als Kern der öffentlich wirksamen Museumsarbeit, nicht zuletzt auch
zum Anteil der Museumspädagogik in Planung und Konzeption von Ausstellungen.
Mochte der Anspruch auf Mitverantwortung und Mitwirkung von Museumspädagogen
zwar früher schon mehrfach erhoben worden sein,7
so wurde er durch die Berliner Tagung konkretisiert und an Praxisbeispielen
unterlegt. Daran waren Experten8 verschiedener
ausstellungs- bzw. vermittlungsrelevanter Bezugsdisziplinen beteiligt -
aus Museologie, Erziehungswissenschaft, Ausstellungs(innen)architektur
und Management, aus Forschung und Praxis. Die Beiträge, Vorträge
und Workshops waren zwei Schwerpunkten gewidmet: der Objekt- bzw. Besucherorientierung
vor und hinter den Kulissen gegenüber den neuen äußeren
Einflüssen aus Verwaltungsreform, Medialisierung und Kommerzialisierung.
Zum Schluß wurden die Diskussions- und Arbeitsergebnisse gebündelt
in Plenum und Podiumsdebatte zusammen mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik,
Presse und Berufspraxis. Deutlich wurde, dass die Tagungsergebnisse zu
weiterer Entfaltung der Museumspädagogik ermutigen hin zu einer noch
effektiveren, professionellen Vernetzung kommunikativer Kompetenz in der
Museumsarbeit.
Anmerkungen
1. Vgl. Informationen des Sächsischen
Museumsbundes Nr. 18 und 19/1999, Nr. 22/2001, Dresden, Weißbach.
2. Bernd Schönemann, Museum
geschichtsdidaktisch: Institution der Geschichtskultur - eigenständiger
Lernort - Partner der Schule, in: Informationen des Sächsischen Museumsbundes:
Nr. 19 / 1999, Dresden, Weißbach.
3. Dietmar Klenke, Museen als geschichtspolitisches
Lernfeld. Grenzgänge zwischen Schul- und Museumspädagogik am
Beispiel der Musikkultur, in: Informationen des Sächsischen Museumsbundes
Nr. 22/ 2001, Dresden, Weißbach
4. Michael Kiupel, Grundlagen und
Perspektiven für subjektorientiertes Lernen in naturwissenschaftlichen
Ausstellungen und Museen, in: Informationen des Sächsischen Museumsbundes
Nr. 22/2001, Dresden, Weißbach.
5. Am 26.1.1991 wurde der „Arbeitskreis
Museumspädagogik Ostdeutschland e.V." im Pergamonmuseum zu Berlin
gegründet. Es war bundesweit die vierte Verbandsgründung von
Museumspädagogen. Sie orientierte sich am Beispiel der „Arbeitskreise..."
Norddeutschland (gegründet 1983), Rheinland und Westfalen (gegründet
1985) und Baden-Württemberg (gegründet 1990) in mehrfacher Hinsicht,
insbesondere im Selbstverständnis als gemeinnütziger, demokratischer
„Arbeitskreis", in der generellen Öffnung für interessierte Museumspädagogen
(unter mehrfach betonter, ausdrücklicher Abgrenzung von der Exklusivität
der früheren DDR- „Arbeitsgruppe Museumspädagogik"), aber auch
im großräumigen, teils überregionalen Horizont. Ähnlich
den anderen Verbänden stammen die Mitglieder des ostdeutschen Pendants
aus mehreren Bundesländern bzw. Landesteilen; neben festangestellten,
teils leitenden Museumspädagogen, auch freiberufliche Kollegen, einige
Museumsdirektoren und Universitätsangehörige, darüber hinaus
Museen als institutionelle Mitglieder. Die Gründung des ostdeutschen
„Arbeitskreises" fügte sich ein in die Gesamtentwicklung regionaler
Museumsverbände in den neuen Bundesländern und begünstigte
die Bildung eines Dachverbandes, des Bundesverbandes Museumspädagogik
e.V., am 15.6.1991 in Frankfurt/Main. Arbeitsgruppen von Museumspädagogen,
die sich andernorts versammelten, zum Beispiel in Jena und in Halle/Saale,
schlossen sich dem neuen Arbeitskreis an.
6. Nele Güntheroth, Arnold
Vogt (Hg.), Reiseziel: Museum. Freizeitqualität durch Zusammenarbeit
von Museen und Touristik, München 2001.
7. Vgl. u.a. Beiträge von
Nico Halbertsma und Gabriele Kindler in: Informationen des Sächsischen
Museumsbundes, Nr. 15 / 1997.
8. Detaillierte Informationen über
die Berliner Tagung des AKMPO e.V. und des Bundesverbandes Museumspädagogik
e.V. im Internet unter „www.museumspaedagogik.org".
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