6. Zusammenfassung
Lassen Sie mich abschließend sechs Thesen zusammenfassen.
1. In Deutschland waren die Startchancen der Museologie und ihrer wissenschaftlichen
Entfaltung bisher durch die historisch-politischen und die allgemeinen
wissenschaftlichen Rahmenbedingungen erschwert. Erst seit den 60er und
70er Jahren war ein Neubeginn möglich, der auch der Museumspädagogik
erste, konkrete, freilich primär schulorientierte Perspektiven erschloß.
2. Aus museologischer Sicht sind bestimmte Aufgaben der musealen Vermittlung
und Museumspädagogik hervorzuheben im Verbund mit Austellungs-Didaktik,
Design, der Besucherforschung, als Beitrag zu Wissenschafts- und Kulturtransfer.
Mit diesen Aufgaben unterliegt sie vergleichbaren wissenschaftlichen Standards
wie die „klassischen" Arbeitsbereiche. Grundlegende Voraussetzungen resultieren
zudem aus der Erziehungswissenschaft, Kultursoziologie sowie der Didaktik
einzelner Fachrichtungen.
3. Als museologische Vermittlungskompetenz und als Teilaspekt einer
„Corporate Identity" des Museums erscheint die professionelleMuseumspädagogik
im engen Verbund zur Öffentlichkeitsarbeit und erfordert eine adäquate
Berücksichtigung in der gesamten Museumsarbeit - einerseits bei den
ausstellungs- und bildungsrelevanten Entscheidungen der Museumsleitung
sowie andererseits in Ausbildung, Studien, Volontariaten, ferner in Fort-
und eiterbildungsangeboten.
4. Museumspädagogik ist ein gestaltender Faktor auch der politischen
Kultur. Im Rahmen eines Kulturtransfers kann sie zur politischen Bildung
und Kultur, zu öffentlicher Meinungs- und Bewußtseinsbildung
beitragen.
5. Museumspädagogik ist nicht der "verlängerte Arm" von Schulen
oder Familien. Stattdessen sollte sie durch eigenständige, museologische
Intentionen prinzipiell allen Besuchergruppen zugewandt sein. Soweit speziell
qualifizierte Fachkräfte für bestimmte Besuchergruppen oder Aufgabenfelder
engagiert werden, ist eine Spezialisierung freilich unabdingbar.
6. Museumspädagogik bedarf in ihren Einzelbereichen, Lern- und
Berufsfeldern einer deutlichen professionellen Profilierung und einer kontinuierlichen,
museologischen Standortbestimmung. Sie bietet zugleich Perspektiven eines
noch ausstehenden tragfähigen Berufsbildes.
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