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Arnold Vogt
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 Gedenkstätten im Wandel 
 Teil 2: 1933 bis heute
 in: liberal, Vierteljahreshefte der Friedrich-Naumann-Stiftung für Politik und Kultur,
 hg. für die Friedrich-Naumann-Stiftung von: Dr. Otto Graf Lambsdorff MdB, 
 Dr. Wolf-Dieter Zumpfort, Prof. Dr. Elke Mehnert, Dr. Günter Storch, 
 Rolf Berndt, Prof. Dr. Hubertus Müller-Groeling, Helmut Schäfer MdB,
 St. Augustin, Heft 1 / Februar 1996, 38. Jahrgang, ISSN 0459-1992
 S. 13 - 21
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Gedenkstätten im Wandel 
Teil 2: 1933 bis heute

Arnold Vogt. Prof. Dr. Arnold Vogt, lehrt an der Hochschule für Technik in Leipzig.

Gab es unter den Kriegerdenkmälern und Gedenkstätten der Weimarer Zeit insgesamt noch verschiedene Intentionen – Erinnerung und Trauer um die Toten, Rechtfertigung, Revision der Kriegsniederlage und Revanche, so erfolgte mit der nationalsozialistischen »Machtergreifung« 1933 ein grundlegender Wandel.. Die neue Richtung öffentlicher nationaler Erinnerung wurde besonders deutlich beim »Tag von Potsdam« am 21. März 1933, als der Reichstag in der Garnisonskirche von Potsdam neu eröffnet wurde. Das Reichstagsgebäude war in Brand gesetzt worden, so daß ein Ersatzgebäude zu beschaffen war. Die Wahl einer Garnisonskirche war dabei kein Zufall, ermöglichte sie doch eine »Ehrerbietung« der national-deutschen Volksvertretung vor den alten militärisch-»christlichen« Werten. Die Potsdamer Garnisonskirche mit der Grablege preußischer Könige, vor allem Friedrichs des Großen, war eine der wichtigsten Gedenkstätten nationaldeutscher militärischer Tradition. Dies wurde von den Nationalsozialisten für die eigene Propaganda mißbraucht, denn die Versammlung der Volksvertretung ging einher mit katholischen und evangelischen Gottesdiensten, währenddessen Hitler die Gräber seiner verbrecherischen Kampfgenossen aufsuchte, um so eine Aufwertung der ermordeten Parteigenossen zu erreichen. So erschienen sie gleichrangig »geehrt«, mit den Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Hitler und seine Parteigenossen verwandten die Potsdamer Szenerie dazu, eine scheinbar deckungsgleiche Harmonie vorzutäuschen zwischen preußisch-deutscher Militärtradition, das heißt: national-deutschem Wesen und dem Nationalsozialismus. So degradierten sie die militärische Tradition Preußens an einer der bedeutendsten Gedenkstätten, der Potsdamer Garnisonskirche, zu einer Statistenfunktion, nachdem der demokratischen zivilen Tradition circa neun Monate zuvor im »Preußenschlag« die Macht entzogen worden war.
 

Indienstnahme durch den Nationalsozialismus

Mit dem fortschreitenden Machtverlust demokratischer Institutionen schien die althergebrachte militärisch-zivile Gegenüberstellung von National- und Kriegerdenkmälern einerseits, der Volksvertretung andererseits nicht mehr zeitgemäß. ...
(3 Seiten, 3 Abb.)
 

Ehrenmäler, Opfer- und Mahnmäler seit dem bundesdeutschen Neubeginn

Nach dem völligen politischen und militärischen Zusammenbruch Deutschlands und der deutschen »bedingungslosen Kapitulation« übernahmen die alliierten Siegermächte die Regierungsgewalt. Sie befaßten sich ausdrücklich auch mit der öffentlichen Tradition und widmeten ihr eigens eine Direktive unter dem 13. Mai 1946 zur »Beseitigung deutscher Denkmäler und Museen militärischen und nationalsozialistischen Charakters«. ...
(1 Seite, 1 Abb.)
 

Für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft

Nach der Gründungs- und Wiederaufbauphase in Deutschland in den fünfziger Jahren verlangten grundlegende Fragen des öffentlichen Totengedächtnisses, die bisher unentschieden geblieben waren, eine verbindliche Regelung. Es waren im wesentlichen drei Fragen:
1. War die einfache bundesdeutsche Fortführung der Weimarer Krieger-»Ehrung« überhaupt noch zeitgemäß?
2. Waren die unterschiedlichen Totengruppen gleichermaßen mit öffentlicher Aufmerksamkeit und »Ehre« zu bedenken?
3. Gab es überhaupt eine übergreifende gemeinsame Sinnperspektive für ihren Tod? ...
(4 Seiten, 1 Abb.)
 

Die Weizsäcker-Rede von 1985

War es angesichts solcher schwerwiegender Gegensätze überhaupt noch möglich, der unterschiedlichen Gruppen unter den (deutschen) Kriegstoten in einem gemeinsamen ganzheitlichen Würderahmen zu gedenken? Dies war zwar vom bundesdeutschen Gesetzgeber Anfang der sechziger Jahre beschlossen, bisher jedoch nur in pauschalierenden Inschrifttafeln und wenigen religiösen Denkmälern gelungen, ansonsten aber in unüberwindbare Schwierigkeiten geraten. Dazu äußerte sich Bundespräsident Richard von Weizsäcker grundlegend in einer Ansprache zum vierzigsten Jahrestag »der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft« 1985. Er konfrontierte den Deutschen Bundestag erstmals mit einer differenzierenden Erwähnung der Kriegstoten und Opfer. ...
(1 Seite, 1 Abb.)
 

Zusammenfassung

... Angesichts der komplexen Fragen moderner Denkmalskonzeption wurden gelegentlich Zweifel laut, ob die Zeit der Kriegerdenkmäler und Mahnmäler nicht längst überwunden sei. Ich vertrete diese Ansicht nicht. Die heftigen öffentlichen Auseinandersetzungen beweisen die aktuelle Bedeutung. Moderne Gedenkstättenarbeit verlangt freilich auch die professionelle, museale Aufbereitung. Öffentlicher Schutz der authentischen Orte ist erforderlich. Nur das schafft gesicherte Rahmenbedingungen für Erinnerung, für Austausch und für den Dialog der Betroffenen — von »Tätern« und »Opfern«. Denn das sind die beiden zukunftsweisenden Funktionen moderner Gedenkstätten: Raum zu geben für individuelle Erinnerung und Betroffenheit, und beizutragen zu rationaler Konfliktbewältigung und umfassender Aufklärung. 
 

Literatur, Bildnachweis
 
 
 

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