Editorial
"Museumspädagogik zwischen Ost und West", so lautet das Thema dieser
Zeitschrift, das unter verschiedenen Vorschlägen den stärksten
Zuspruch erfahren hat und so vom erweiterten Vorstand des Arbeitskreises
Museumspädagogik Ostdeutschland (AKMPO) in Berlin im März 1997
beschlossen wurde. Grenzerfahrungen, Kennenlernen und wechselseitige Besuche
standen im Vordergrund bei Ost / Westberliner bzw. ost / westdeutschen
Museumspädagogen. Sie konnten teils schon an Kontakte vor 1990 anknüpfen,
zum Beispiel in Berlin seit der 750 Jahrfeier der Stadt im Jahre 1987.
Gedanken und Erfahrungsaustausch blieb ein wesentliches Anliegen späterer
Projekte bis hin zu Veranstaltungen des AKMPO, der seine Gründung
1991 wesentlich der Vereinigung der deutschen Nachkriegsstaaten verdankt
(vgl. Beiträge von Rita Klages und Arnold Vogt). Das Jahr Sieben der
deutschen Einheit ist somit auch das siebte Jahr des AKMPO.
Was anfangs noch spontanen Charakter hatte, entwickelte sich sehr bald
differenzierter, zum Beispiel die Fort -, Ausbildungs- und Professionalisierungsdebatten
in Verbänden, Hochschulen und Universitäten, deren (Teil-) Ergebnisse
bereits andernorts publiziert worden sind. Auch die starke Nachfrage an
den deutsch - deutschen Austausch und Qualifizierungsprogrammen (QUAM-Projekt)
belegt die Aktualität deutsch - deutscher "Grenzerfahrungen" bis zur
Gegenwart. Über diesen Rahmen hinaus sind Perspektiven zu internationaler
und interkultureller Orientierung wichtig in einer Region, die zunehmend
auch zum Tourismus-Magnet, Lebensort oder sogar zur "Heimat" nichtdeutscher
Mitbürger geworden ist. Chancen und Grenzen museumspädagogischer
Arbeit, die aus dieser Situation erwachsen, schildert Rita Klages beispielhaft
am soziokulturellen Projekt "Haus in Europa".
Im Zuge der deutsch - deutschen Vereinigung haben Grundsatzfragen über
die Museumspädagogik neues Gewicht erfahren. Steht sie im Dienst individueller
"Selbstbildung" (vgl. Beitrag von Michael Parmentier) oder befindet sie
sich "zwischen allen Stühlen" (Analyse von Nico Halbertsma, sowie
auch weitere "Vermittlungskonzepte" der jüngsten Tagung des AKMPO
vom September 1997 in Leipzig, in: Informationen des Sächsischen Museumsbundes
Nr. 15 / 1997)?
In solchem Kontext lassen sich ebenso Berichte und Empfehlungen lesen
zu Besucherorientierung (Bernd Lindner) und gedruckten Kinderführern
(vgl. Plädoyer von Eberhard Müske für den "Eigensinn" und
von Gabriele Schreier über einschlägige kind- und jugendgemäße
Projekte aus Thüringen). Weitere jugendorientierte Berichte sind hier
zu ergänzen (Beiträge von Carsta Delitzscher und Karin Johannsen,
vgl. auch "Vermittlungskonzepte" der Leipziger Tagung des AKMPO vom September
1997 in: Informationen des Sächsischen Museumsbundes Nr. 15/ 1997).
In mehreren Berichten kommen Einfluß und aktuelle Bedeutung der
DDR-Geschichte zum Ausdruck, besonders in den Beiträgen von Wolf Karge
und Volkhard Knigge. Vor allem die Neubetrachtung von Fritz Cremers Buchenwald-Plastik
in der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald und ihrer Konzeption
hat eine nachhaltige Diskussion innerhalb des AKMPO ausgelöst.
Abgesehen von wenigen Ausnahmen, sind die Beiträge dieser Zeitschrift
bereits zu Fachtagungen des AKMPO vorgetragen worden. Obwohl es sich um
sehr heterogene, "nur" persönliche und engagierte Autoren-Meinungen
handelt, haben sie doch zu heftigen Diskussionen innerhalb des Arbeitskreises
geführt. Mehrfach wurde nach ihren Manuskripten gefragt. Offensichtlich
haben diese Beiträge den Nerv getroffen, der wieder neu die besondere
Situation der Museumspädagogik "zwischen Ost und West" kennzeichnet.
Aus diesem Grunde wurden sie für "Standbein Spielbein" ausgewählt
und dazu wünschen wir allen Leserinnen und Lesern eine anregende,
gute Lektüre.
Arnold Vogt (Leipzig) im Auftrag des Redaktionsteams
---4---
Identität und Musealisierung. Der Arbeitskreis
Museumspädagogik Ostdeutschland e.V. (AKMPO) 1
Arnold Vogt
Unter dem Thema „Identität und Musealisierung. Gedächtnis
und Erinnerung..." fand 1994 die Fachtagung und Mitgliederversammlung des
Bundesverbandes Museumspädagogik in Berlin statt. Höhepunkt einer
Veranstaltungsserie, die zum deutsch-deutschen Kennenlernen beitragen sollte.
Wer will, mag in der Suche nach Identität und nach den Grundlagen
professioneller Museumsarbeit schlechthin auch ein Leitmotiv museumspädagogischer
Verbandsarbeit in den 90er Jahren erkennen. Dies gilt sicher in besonderem
Maß für den Arbeitskreis Museumspädagogik Ostdeutschland
e.V. (AKMPO), der seine Gründung wesentlich auch der Vereinigung der
deutschen Teilstaaten verdankt. Das Jahr Sieben der Deutschen Einheit ist
zugleich das siebte Jahr des Arbeitskreises Museumspädagogik Ostdeutschland.
- Anlaß, zurückzuschauen und (sich) an einige Ereignisse zu
erinnern.
Es war eine völlig neue Situation, mit der die Öffnung der
deutsch-deutschen Grenzen im November 1989 die Museums-Szenerie, nicht
zuletzt auch die Museumspädagogen konfrontierte. Auf beiden Seiten
des bisher fast undurchdringlichen „Eisernen Vorhangs" gab es existentielle
Fragen zu den Grundlagen von Gesellschaft und (Museums-) Öffentlichkeit
mit wechselseitigen Besuchen, einer dichten Folge von Informations- und
Weiterbildungsveranstaltungen.2 Schon
wenige Wochen nach der historischen Grenzöffnung bildeten sich neue
regionale Museumsverbände - am 29.3.1990 in Westsachsen, am 14.5.1900
in Mecklenburg-Vorpommern, am 18.6.1990 in Sachsen (seit 14.1.1991 mit
dem Westsächsischen Museumsverband), am 30.7. 1990 in Brandenburg
und am 4.8.1990 in Thüringen.3
Seit Anfang 1990 trafen sich die Museumspädagogen aus beiden Teilen
Berlins zum „Runden Tisch" im monatlichen Turnus. „Die monatlichen Treffen,
mit jeweils 10 bis 20 Teilnehmern, trugen im ersten Jahr hauptsächlich
zum Kennenlernen der verschiedenen Einrichtungen (Museen, Pädagogische
Abteilungen) bei. Sie fanden jeweils an anderem Ort statt".4
Die neuen Einrichtungen und Verbände waren Teil des übergreifenden
Vereinigungsprozesses der beiden deutschen Teilstaaten, mit dessen Folgen
sich auch die Fachsektionen und Arbeitsgruppen des DDR-"Rates für
Museumswesen" befaßten. So wurde in der offiziellen „Arbeitsgruppe
Museumspädagogik" bereits im Januar 1990 über die Neu-"Bildung
eines Verbandes der Museumsmitarbeiter" beraten.5
Vom 6. bis 8.10.1990 lud die Arbeitsgruppe nach Berlin zur „VII. Zentralen
Weiterbildung ..."6 ein unter dem aufschlußreichen
Thema: „Erfahrungen der Museumspädagogik - für die Perspektive
der Museen. Die Funktion der Museen in der Gesellschaft. Was will ... Was
kann Museumspädagogik?". Zum abschließenden Programmpunkt gehörte
auch die „Neubildung der AG Museumspädagogik". In engem Austausch
mit den Westberliner Kollegen reifte schließlich der Entschluß
zur Gründung eines eigenständigen Verbandes, der im Gründungsentwurf
noch als „Arbeitskreis Museumspädagogik Elbe/Oder e.V." firmierte.
Am 26.1.1991 fand die Gründungsversammlung des AKMPO im Kultursaal
des Pergamon-Museums auf der Berliner Museumsinsel statt, an der 27 Museumspädagogen
aus beiden Teilen Berlins und aus den neuen Bundesländern teilnahmen7.
Für die Neugründung gab es Vorbilder - in Satzung, Aufgabenstruktur
und den verbandsoffiziellen Bezeichnungen. Dabei folgte die Neugründung
dem Muster der gleichnamigen „Arbeitskreise" Norddeutschland (gegründet
1983), Rheinland und Westfalen (gegründet 1985) und Baden-Württemberg
(gegründet 1990). Diese Verbände hatten durchweg bestimmte gemeinsame
Merkmale: Vereinsstatus, Gemeinnützigkeit, Selbstverständnis
als „Arbeitskreis", demokratische Organisationsstrukturen, insbesondere
die generelle Öffnung für interessierte Museumspädagogen
(unter mehrfach betonter, ausdrücklicher Abgrenzung von der Exklusivität
der früheren „Arbeitsgruppe Museumspädagogik"), großräumiger
überregionaler Zuschnitt.
Ähnlich dem „Arbeitskreis Museumspädagogik Norddeutschland
e.V." oder dem entsprechenden Verband für Rheinland und Westfalen
sollte die Mitgliedschaft des ostdeutschen Pendants aus mehreren Bundesländern
bzw. Freien Städten stammen. (Dabei mochte „Ostdeutschland" für
manche Ohren noch ungewohnt sein, die unter dieser Bezeichnung eher noch
die historischen, ehemals „ostdeutschen" Landesteile jenseits von Oder
und Neiße verstanden anstatt der neuen Bundesländer.) Die Gründung
des ostdeutschen „Arbeitskreises" fügte sich ein in die Gesamtentwicklung
museumspädagogischer Verbände und begünstigte die Bildung
eines Dachverbandes, des Bundesverbandes Museumspädagogik e.V., am
15.6.1991 in Frankfurt/Main.
Aufwendige Veranstaltungsaktivitäten standen zunächst noch
ganz im Zeichen des Neuen und des Erfahrungsaustausches, zum Beispiel die
Weimarer Tagung über „Öffnungszeiten - ein Erfahrungsaustausch
... in Ost und West"8, nicht zuletzt
auch die Berliner Bundes-Mitgliederversammlung und Fachtagung „Identität
und Musealisierung". Bei aller Euphorie und Begeisterung über den
deutsch-deutschen Neubeginn gab es aber ebenso herbe Enttäuschungen.
Im ostdeutschen Arbeitskreis wurde in Berlin schon am 19. und 20.10.1991
„auf der ersten Jahresversammlung ... deutlich, welch ein untergeordnetes,
teilweise stark vernachlässigtes Dasein die Museumspädagogik
fristet. So dienten die Gespräche auch der Selbstfindung: Welche Stellung
kann, ja muß der Museumspädagoge im Getriebe der Ein-
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richtungen beanspruchen und behaupten. Hinzu kommt, daß die Museumspädagogen
häufig eine mehr oder minder artfremde Ausbildung aufzuweisen haben..."9
Eine standardisierte, museumsspezifische Ausbildung gab es in der alten
Bundesrepublik weder für Museumspädagogen noch für andere
(wissenschaftliche) Museumsmitarbeiter, stattdessen beiderseits „nur" eine
fachbezogene (universitäre) Qualifikation, die später über
Projekterfahrungen, Volontariat oder berufliche Praxis mit den museumsrelevanten
Anforderungen zu verknüpfen war. Museumspädagogen erhielten allerdings
mancherorts ein geringeres Gehalt als ihre „wissenschaftlichen" Kollegen.
Dazu forderte Werner Hilgers vom Vorstand des Deutschen Museumsbundes schon
bei der erwähnten Mitgliederversammlung des AKMPO die Gleichstellung
von (wissenschaftlich qualifizierten) Museumspädagogen und Fachwissenschaftlern:
„Wider BAT und bess'res Wissen!"10
Die Beratung in arbeitsrechtlichen Fragen, in inhaltlichen und berufspraktischen
Problemen wurde über Jahre hinweg als ständiges Tagungsthema
von der Verbandsmitgliedschaft gefordert. Existentielle Sorgen über
Kürzungen und den drohenden Stellenabbau erwiesen sich als fester
Bestandteil „aktueller Profile"11 -
in Anfragen aus der Mitgliedschaft und demzufolge auch für die Vorstandsarbeit.
Dies bedeutete zugleich ein Abschiednehmen von bisher vertrauter Berufspraxis
und Sicherheit; denn in der DDR waren Museumspädagogen mit den „wissenschaftlichen"
Kollegen
gleichgestellt, zudem de facto überwiegend für Führungen
zuständig. Anders in der (alten) Bundesrepublik, wo Museumspädagogen
konzeptionelle Aufgaben in unterschiedlichen ausstellungsergänzenden
Bereichen wahrnahmen (Veranstaltungen, Publikationen, Kinder- und Schüleraktionen,
mancherorts auch Mitwirkung bzw. Verantwortung für Ausstellungen).
Dabei galten bloße Museumsführungen als eher vor- oder nachwissenschaftliche
Tätigkeit, zu der „nur" ehrenamtliche oder andere (Teilzeit-) Kräfte
anzuleiten waren.
Als weitere empfindliche Belastung der Diskussion erwies sich der Mangel
eines bereits langetablierten „Berufsbildes" nebst eines einschlägigen,
unumstrittenen Ausbildungsprogramms für Museumsberufe.12
Nachteilig war das weitverbreitete Mißverständnis, ein „Berufsbild"
sei bereits durch einen einfachen Forderungskatalog geschaffen. Doch zum
„Berufsbild", das heißt auch: zu professioneller Museumsarbeit gehört
mehr! Dazu sind sechs Voraussetzungen langfristig anzustreben:
• Die Begründung der museumsberuflichen Arbeit aus einer museumsspezifischen,
wissenschaftlichen Fachdisziplin,
• die wissenschaftlich gesicherte Anleitung in die Berufspraxis durch
spezifische Ausbildungs- und Qualifikationsregeln,
• spezifische berufsethische Regeln und einen unumstrittenen Aufgabenkatalog
der Museumspädagogik im Kollegenkreis,
• das beim Gesetzgeber und in der Öffentlichkeit unumstrittene
Bewußtsein öffentlicher, gesellschaftlicher Aufgaben und Verantwortung,
die eine gewisse Eigenständigkeit oder Autonomie für den Beruf
(-sstand) sichern,
• eine effektive Präsenz durch eigene Fach- und Berufsverbände
und
• die öffentliche Wertschätzung und Anerkennung durch angemessene
finanzielle und arbeitsrechtliche Bedingungen.13
Solange diese sechs Voraussetzungen nur in Ansätzen oder Teilen
erfüllt sind, kann von einem professionellen „Berufsbild" der Museumspädagogik
(bzw. sonstiger Museumsarbeit) nicht die Rede sein und die arbeitsrechtliche
Probleme werden fortbestehen. Hier sind außer den Verbänden
weiterhin auch die Museen und die Ausbildungseinrichtungen gefordert.
Fachverbände wie der AKMPO konnten und können die benannten
Probleme nicht allein lösen, wohl aber ein Forum für den einschlägigen
Gedanken- und Erfahrungsaustausch bieten. Darüber hinaus griffen die
Tagungen des AKMPO praxisnahe Schwerpunkt-Themen auf, zum Beispiel DDR-Zeitgeschichte
und historische Bildung in Museen (1993 in Wittstock, 1994 in Berlin, 1995
in Jena, 1997 in Leipzig), Professionalisierung in beruflicher Qualifizierung
(Fortbildung) und Beratung (1994 in Leipzig, 1995 in Jena und Dessau),
sammlungsorientierte Vermittlungskonzepte (1994 in Leipzig, in Berlin und
in Kloster Veßra, 1995 in Görlitz, 1997 in Leipzig), Kultur-Tourismus
(1992 in Potsdam, 1995 in Görlitz, 1997 in Leipzig), Museumspädagogik
mit bzw. für Behinderten (1995 in Dessau), gedruckte Museumsführer
für Kinder (1996 in Halle, 1997 in Leipzig), Historische Spiele (1996
in Neubrandenburg), Schul- und Museumspädagogik (1994 in Göldenitz,
1996 in Halle, 1997 in Kamenz). Auch das deutsch-deutsche Austausch- und
Qualifizierungsprogramm im Rahmen des QUAM-Projekts ist hier zu erwähnen,
das unter der Regie des Bundesverbandes Museumspädagogik und der Bundesakademie
für kulturelle Fortbildung Wolfenbüttel durchgeführt wird.
Außer Themenschwerpunkten, die über mehrere Tagungen verfolgt
wurden, hatte das inhaltliche Angebot aber eher einen Mischcharakter. Dies
war der Mitgliederstruktur des Arbeitskreises geschuldet - mit Mitgliedern
aus dem gesamten Spektrum unterschiedlicher Museumstypen und -gattungen,
insbesondere auch aus den kleineren Museen.
Die Teilnehmerresonanz14 hat bisher
eine erfreuliche Nachfrage an den Tagungen erwiesen, wiederholt mit ca.
60 Teilnehmern, die Berliner Museumspädagogentagung 1994 - zusammen
mit dem Bundesverband Museumspädagogik - sogar mit 160 Teilnehmern.
Mit dem Thema „Identität und Musealisierung. Gedächtnis und Erinnerung..."15.
griff die Berliner Tagung elementare Reizworte und Kernbegriffe der einschlägigen
Nachkriegsdebatten über das offizielle Selbstverständnis in Deutschland
und die Aufgabe der Museen auf. Die Sprengkraft dieses Themas hatte sich
seit Jahrzehnten in öffentlichen, nahezu periodischen Kontroversen
über historische nationale Identität(en) in Deutschland offenbart,
überdeutlich etwa Ende der 80er Jahre beim „Historikerstreit", in
jüngster Zeit noch beim Streit über die „Wehrmachtsausstellung"
in München. So gesehen war die Berliner Tagung kein Zufall. Sie spiegelte
akute Fragen zu Geschichtsbewußtsein, persönlicher und sozialer
Identität auch in der musealen Bildung. Darüber hinaus bot das
aufwendige Tagungsprogramm mit Vorträgen, Exkursionen und Workshops
an nahezu 30 Museen bzw. Gedenkstätten eine weitere Station deutsch-deutscher
Begegnung. Im diesem Sinne hatte der Tagungsort seine besondere Bedeutung.
Denn Berlin galt nicht zuletzt unter Museumspädagogen als der hervorragende
Brennpunkt deutsch-deutscher Zusammenarbeit Auf dieser Stadt ruhten besondere
Erwartungen für die verbandsinterne Arbeit.16
Ein wichtiges Anliegen für die weitere Arbeit im Arbeitskreis blieb
die Professionalisierung in museumspraktischen Aufgaben. Dazu arbeitet
der AKMPO zusammen mit Museen, Hochschulen u. anderen Bildungsträgern.
---10---
Schwerpunkte bleiben Beratung, Begutachtung, regelmäßige
Fachtagungen zu Erfahrungsaustausch und beruflicher Qualifizierung von
Museumspädagogen und anderen Multiplikatoren musealer Bildung.
Prof. Dr. Arnold Vogt, Professor für Museologie (Schwerpunkt
Museumspädagogik) an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und
Kultur Leipzig / Fachbereich Buch und Museum / Studiengang Museologie,
Käthe Kollwitz Straße 70, 04109 Leipzig
1 Der Autor dankt Dr. Manfred
Tunn (Berlin) für die freundliche Bereitstellung von Verbands- und
Vorstandsakten und für ausführliche Gespräche über
die Verbandsentstehung.
2 Vgl. die Dokumentation der Hannoverschen
Tagung vom 22. auf 25.11.1989 als Beispiel für viele: Udo Liebelt
(Hg.), Museum der Sinne. Bedeutung und Didaktik des originalen Objekts
im Museum, Hannover 1990
3 R. Funk, Neue Bundesländer
- neue regionale Museumsverbände, in: Museumskunde: Band 65 / Heft
1, Berlin 1991, S. 3-9
4 Jürgen Mrosek, Der „Runde
Tisch" in Berlin, in: Standbein Spielbein, Museumspädagogik aktuell
(Bonn): Oktober 1991, S. 8; vgl. auch Schwerpunktheft „Grenzen" von: Standbein,
Spielbein. Museumspädagogik aktuell (Bonn), Mai 1990
5 Protokoll einer Beratung von
Mitgliedern der AG Museumspädagogik im Rat für Museumswesen vom
18.1.1990 im Museum für Deutsche Geschichte (Berlin)
6 Einladung des Rates für
Museumswesen (Arbeitsgruppe Museumspädagogik) vom Mai 1990 zur „VII.
Zentralen Weiterbildung für Museumspädagogen und Kolleginnen
und Kollegen, die im Museum arbeiten und an dieser Weiterbildung interessiert
sind" vom 6.-8.10.1990 nach Berlin.
Die Arbeitsgruppe war das zentrale Forum der offiziell vorherrschenden
Museumspädagogik in der DDR, gegründet im Januar 1963 als „Arbeitsgruppe
Schule und Museum" beim Wissenschaftlichen Rat für Volksbildung, seit
1971 als „Arbeitsgruppe Museumspädagogik" im Rat für Museumswesen
(Berlin).
7 Der AKMPO wurde am 26.1.1991
in Berlin gegründet, seit 3.7.1991 als Eingetragener Verein (Amtsgericht
Berlin-Charlottenburg, Nr. 11084 Nz).
8 Arbeitskreise Museumspädagogik
Norddeutschland e.V., Rheinland und Westfalen e.V., Baden-Württemberg
e.V. Ostdeutschland e.V. (Hg.), Standbein Spielbein, Museumspädagogik
aktuell (Bonn): Ausgabe 30/31 1991 mit ausführlichem Bericht über
die Tagung „Öffnungszeiten - ein Erfahrungsaustausch von Museumspädagog/inn/en
in Ost und West" in Weimar vom 28.2. bis 3.3.1991, veranstaltet von den
Arbeitskreisen Museumspädagogik, der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten
der klassischen deutschen Literatur in Weimar und der Arbeitsgemeinschaft
der deutschsprechenden Mitglieder des CECA im ICOM.
Im Rahmen solcher Veranstaltungen zur deutschdeutschen Begegnung bildete
die Berliner Tagung über „Identität und Musealisierung..." vom
19. bis 23.10.1994 einen vorläufigen Schlußpunkt. Sie wurde
vom Bundesverband Museumspädagogik und dem AKMPO durchgeführt.
9 Edeltraut Dettmar, Jahreshauptversammlung
des Arbeitskreises Museumspädagogik Ostdeutschland e.V. in Berlin,
in: Standbein Spielbein, Museumspädagogik aktuell: Ausgabe 32 /Januar
1992; - vgl. Ekkehard Nuissl, Ulrich Paatsch und Christa Schulze, Besucher
im Museum - ratlos? Problemstudie zur pädagogischen Arbeit in Museen
und Kunstvereinen, Berichte des Arbeitskreis für empirische Bildungsforschung
e.V.: 20, Heidelberg 1987, S. 17 (zum Selbstverständnis vieler Museumspädagogen
primär als „Fachwissenschaftler" anstatt auch als Kommunikations-
und Erziehungswissenschaftler.
10 Rechenschaftsbericht vom Vorstand
des AKMPO vom 30.10.1992 (über die Mitgliederversammlung vom 19. und
20.10.1991 mit dem Vortrag von W. Hilgers); vgl. Werner Hilgers, Wider
BAT und bess'res Wissen, in Museumskunde, Band 56 / Heft 3, Berlin 1991,
S. 145 ff; vgl. auch: Annette Noschka-Roos, Besucherforschung und Didaktik,
ein museumspädagogisches Plädoyer, Berliner Schriften zur Museumskunde:
Band 11, Opladen 1994, S. 33-36
11 Unter „aktuellen Profilen ostdeutscher
Museumspädagogik" fanden mehrere Fachtagungen des AKMPO statt - Leipzig
1994, Jena und Dessau 1995. Zu den Vorträgen dieser Tagungen wurden
arbeitsrechtliche Fragen kontinuierlich aus der Mitgliedschaft gefordert
und beraten, dabei unter mehrfacher Mitwirkung von Jürg Schrödl
(Stadtverwaltung Leipzig)
12 Manfred Tunn, Ausbildung für
Museumsberufe in den neuen Bundesländern, in: Museumskunde, Band 56
/ Heft 3, Berlin 1991, S. 162-137; Arnold Vogt, Professionelle Museumsarbeit
/ -pädagogik ohne „Berufsbild" ? In: Informationen des Sächsischen
Museumsbundes, Heft 8/Oktober 1994, S. 54-61; -vgl. auch museumsrelevante
Curricula ostdeutscher Fachhochschulen und Universitäten.
13 Hannes Siegrist (Hg.), Bürgerliche
Berufe, Göttingen 1988; Talcott Parsons, Die akademischen Berufe und
die Sozialstruktur, in: Dietrich Rüschemeier (Hg.), Beiträge
zur soziologischen Theorie, Neuwied, Berlin 1964; vgl. ICOM-Statuts / Code
of Professional Ethics, Paris 1990
14 Die Teilnahme an den Veranstaltungen
war nicht auf Mitglieder beschränkt. Angefangen mit 27 Teilnehmern
bei der Gründungsversammlung, erfuhren die Fachtagungen eine erfreuliche
Resonanz mit bis zu 70 Teilnehmern in Leipzig 1994 und in Halle 1996, bei
den Bundes-Mitgliederversammlungen, die in Potsdam (1992) und Berlin (1994)
zusammen mit dem AKMPO durchgeführt wurden, sogar mit 160 Teilnehmern.
15 Vordergründiger Anlaß
der Tagung „Identität und Musealisierung - Gedächtnis und Erinnerung
im Museum und im öffentlichen Raum" vom 19. bis 23. Oktober 1994 in
Berlin im Heimatmuseum Neukölln bzw. Saalbau Neukölln war die
Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Museumspädagogik, die vom
Arbeitskreis Museumspädagogik Ostdeutschland vorbereitet wurde. Federführend:
Angelika Wuszow und Wolf von Wolzogen vom Bundesverband Museumspädagogik,
Rita Klages, Michael Matthes und Jürgen Mrosek vom Arbeitskreis Museumspädagogik
Ostdeutschland, Udo Gösswald vom Heimatmuseum Neukölln. Vgl.
auch: Nikolaus Bernau, Geschichte - ein Haufen bunter Knete? Identität
und Musealisierung: eine museumspädagogische Tagung im Saalbau Neukölln,
in: Tagesspiegel (Berlin) Nr. 15072 vom 25.10.1994
16 Manfred Tunn, Arbeitskreis Museumspädagogik
Ostdeutschland, in: Durchsicht - Forum für Museumspädagogik in
Berlin und Brandenburg Nr. 1/August 1993, S. 47: „Diese Stadt ... ist das
einzige Bundesland, in dem Deutsche aus Ost und West unmittelbar zusammenleben".
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